Simons GOT-Recaps
WINTER IS HERE. Ein letztes Mal werden im Staffelbeginn von GAME OF THRONES Weichen gestellt, Spielfiguren positioniert, Pläne ausgelegt und Konflikte gesät. Dany und Jon treffen in Winterfell ein und werden vom Norden verhalten aufgenommen. Euron Greyjoy bringt die berüchtigte Söldnergruppe The Golden Company nach King’s Landing; zwar ohne die von Cersei so erhofften Elefanten, dafür mit immerhin 20.000 Kriegern. Qyburn sendet Bronn auf eine tödliche Mission. Die Armee der Toten bewegt sich nach Süden und hat mit Last Hearth bereits die erste Burg überfallen. Am Grab von Ned Stark offenbart Sam seinem Freund Jon das Geheimnis seiner Herkunft und den daraus resultierenden Anspruch auf den Eisernen Thron. Statt Action trumpft WINTERFELL im titelgebenden Schauplatz mit langersehnten Wiedervereinigungen und längst überfälligen Umarmungen. Ja, die Toten sind auf dem Vormarsch und stehen quasi vor der Haustür, wie Buzzkill Bran seine Mitstreiter und den Zuschauer erinnert. Aber dafür muss Zeit sein.
Das Finale wirft in WINTERFELL seinen langen, dunklen Schatten voraus. Das große Ende, worauf Buch- und Serienfans seit der ersten Begegnung mit den White Walkers jenseits der Mauer zu Anbeginn der Saga warteten, ist zum Greifen nahe. Dies wird in jeder Sekunde von WINTERFELL spürbar: Die Unausweichlichkeit des Endes, aber auch die Grandeur, die epische Breite, die Fallhöhe und erschreckende Pracht, mit der die Serienmacher nach acht Jahren dieses Ungetüm einer Erzählung zu schließen gedenken. Alles ist wie immer, alles ist anders. Deutlich wird dies am neu animierten Vorspann der Serie. Zu den vertrauten Klängen des Hauptthemas nimmt die Kamera diesmal einen umgekehrten Lauf über die Karte von Westeros. Durch die Kluft in der Mauer folgt sie der sich entfaltenden, eisigen Route des Night Kings und geht von Norden nach Süden: Last Hearth, Winterfell, King’s Landing. Statt den üblichen vier bis sechs Locations liegt der Fokus vor allem auf Winterfell und King’s Landing, den verbliebenen Haupthandlungsschauplätzen. Zum ersten Mal dürfen wir deren verschiedenen, detailreich animierten Innenräume bewundern. Auch die Bänder der großen Armillarsphäre zeigen statt Robert’s Rebellion Ereignisse aus jüngerer Zeitgeschichte wie Danys Aufstieg zur Macht, den Roten Kometen und die Red Wedding. Ein letztes Mal schauen wir zu, wie die Wundermaschine der Erzählung ihre Zahnräder in Gang setzt, größer, raffinierter und endgültiger als vielleicht je zuvor.

Sie kommen! Aufgeregt klettert ein Dreikäsehoch über Stock und Stein und drängelt sich durch die Menschenmenge, die sich am Wegesrand versammelt hat. Königlicher Besuch steht an. Hoch zu Ross zieht das prachtvolle Heer in Winterfell ein, eine Parade von Macht, Hoheit und Stärke. Im Innenhof stehen Haus und Hof bereits Spalier, um die Krone nach den Regeln der Etikette zu empfangen. Die Stimmung ist angespannt, und kühl. Es herrscht gesellschaftlicher Feinfrost, würde Wolfgang Neuss sagen. Stille. Euer Gnaden setzt ab. Gast und Gastgeber schauen sich Auge in Auge: Winterfell is yours, Your Grace.
Kaum einige Minuten am Laufen, und schon hat WINTERFELL den Zuschauer voll in seinem Bann. Der Auftakt der lang ersehnten finalen Staffel GAME OF THRONES schließt so manche Kreise. Eindrucksvoll zeigt die Folge, wie weit die Figuren, wie weit die Serie selbst in ihrer achten Staffel gekommen sind. Danys Einzug in Winterfell spiegelt jenen schicksalshaften Moment, an dem König Robert Baratheon mitsamt seiner Gesandtschaft einst zu Beginn von WINTER IS COMING in Winterfell eintraf und das Unglück bzw. die Serie seinen/ihren Lauf nahm. Auf den ersten Blick ähneln sich die beiden Szenen deutlich: Arya verfolgt in WINTERFELL einmal mehr die eintreffenden Reiter, einschließlich den Hound, aus dem einfachen Volk heraus, statt bei ihrer Familie. Sie tritt zur Seite, um einen Jungen auf einen Baum klettern zu lassen und lächelt in sich hinein. Sie erinnert sich, wie sie selbst als junges Mädchen in WINTER IS COMING auf einen Wagen stieg, um einen besseren Blick auf die eintreffenden Soldaten zu erhaschen. Auch die Begrüßung, mit dem der Norden seinen Gästen aus dem Süden misstrauisch begegnet, ist reservierter denn je. Manche Dinge sind sogar direkte Wiederholungen aus der Staffelpremiere: Dialogzeilen etwa (Winterfell is yours), oder Ramin Djawadis musikalische Untermalung.
It’s not TV, It’s GOT.
Und doch ist alles anders. King Robert, Lady Catelyn Stark, Lord Eddard Stark, ihr ältester Sohn Robb, fast der gesamte Stark-Haushalt – sie alle sind längst nicht mehr da. Ebenso die Unschuld der Starkkinder. An den zum Teil traumatischen Ereignissen der Serie gewachsen, nehmen sie die Plätze ihrer Eltern ein. Bran hat seine Kletterkünste und Fröhlichkeit eingebüßt, dafür ist er nun die allwissende Three-Eyed Raven. Sansa ist keine naive Teenagerin mehr. Sie begrüßt die Drachenmutter mit diplomatischem Kalkül und einer Eiseskälte, die selbst Cersei erschaudern ließe. Jon Snow wohnt dem Geschehen nicht mehr aus zweiter Reihe bei, sondern steht diesmal im Zentrum der Aufmerksamkeit. Seite an Seite zieht er mit Daenerys Targaryen, seiner neuen Verbündeten und Geliebten, in das alte Zuhause ein. Auch eine sehr interessante Änderung: Nicht der Lord von Winterfell (Ned) begrüßt den König der Sieben Königreiche (Robert), sondern die Lady von Winterfell (Sansa) die selbsternannte Herrscherin von Westeros (Dany) – während in King’s Landing eine weitere Königin (Cersei) auf dem Thron sitzt. Schon länger ist die männlich-dominierte Ordnung von Westeros durch starke Frauenfiguren gebrochen, die sich aus den Rändern der Macht zum Zentrum vorgekämpft haben. Dennoch verneigt sich der Norden, allen voran Sansa, nicht vor der Drachenmutter. Sie sind enttäuscht, dass Jon seine Krone als King in the North für Dany aufgegeben hat und misstrauen der letzten Targaryen-Nachfahrin. Immerhin bringt sie auch eine ganze Heerschar an ehemaligen Feinden und fremden Völkern aus dem Osten (Unsullied-Krieger, Dothraki-Reiter) in ihr Zuhause. Zuletzt besteht die Gesandtschaft nicht aus wenigen hundert, sondern tausenden an Menschen. Und, ach ja, zwei mächtige Drachen, die über die Wehranlagen der Burg fliegen und staunende Gesichter zurücklassen.
Benutzten die Serienmacher in der ersten Staffel noch vor allem die Tonebene, um die Armeen größer und die Straßen geschäftiger wirken zu lassen, steht ihnen jetzt ein enormes Budget zur Verfügung (ca. 15 Millionen Dollar pro Folge), um in nie dagewesenen Dimensionen das epische Fantasiespektakel auf den kleinen Bildschirm zu holen. Zur finalen Staffel werden alle Register gezogen. Die visuellen Spezialeffekte, der Produktionsaufwand, die Ausstattung, die detailreich ausgearbeiteten Bildkompositionen, die Kameraarbeit. WINTERFELL setzt neue Maßstäbe in der Serien-, vielleicht sogar der Fernsehgeschichte. Nie fühlten sich Kino und Fernsehen so nahe. Spektakulär reiten Dany und Jon auf den Drachen durch die verschneiten Schluchten des Nordens, erleben Angst, Begeisterung und ungetrübte Freude. Jenseits der Politik und des Krieges, ihrer Freunde, Familie und Feinde genießen sie die Schönheit eines abgeschiedenen Wasserfalls und die Intimität ihrer neu gefundenen Liebe. Es ist eine tragische Liebe, über der das Schicksal wie ein Geier seine Kreise zieht. Nothing lasts – Varys unheilvolle Worte hallen im Kopf des Zuschauers nach. Wie wird sich ihre Beziehung vor dem Hintergrund von Jons Wissen um seine wahre Identität wie auch des Widerstands seiner Familie und Freunde gegenüber Dany ändern?

WINTERFELL ist ein spektakulärer Auftakt, dessen Dichte an Ereignissen und Grad an voranschreitender Handlung vergleichsweise gering ausfällt. Nicht überraschend für eine Exposition, vielleicht aber für die erste Folge einer auf sechs Episoden gekürzten, finalen Staffel. Gott sei Dank. Gerade die letzte Staffel krankte an überladenen Folgen, in denen Benioff und Weiss auf Teufel komm raus viel Handlung auf wenig Erzählzeit durchpeitschten, die Figuren über das Bord der Geschichte scheuchten, stets dem nächsten plot point hinterherhechelnd. Diese superbeschleunigte Erzählweise ging auf Kosten von Plausibilität, Nachvollziehbarkeit und vor allem Glaubwürdigkeit der Charaktere. WINTERFELL setzt einen wohltuenden Gegenakzent. THE LION AND THE WOLF endete mit dem unheilvollen Marsch der Toten durch die zerstörte Mauer. Statt jedoch wie in VALAR DOHAERIS nahtlos an den Cliffhanger der nahenden Zombiearmee anzuschließen, bekommen wir mit der Zusammenkunft des Löwen- oder sagen wir: Schattenwolfanteils des riesigen Ensemblecasts im Sitz der Starks einen Moment der Ruhe vor Sturm geschenkt. Ein letztes Mal Durchatmen, um die vielen Wiedersehen und Begegnungen von Figuren zu genießen, die sich sehr lange nicht mehr oder noch gar nicht gesehen haben.
Jon ist nach Ewigkeiten mit seinen „Geschwistern“ wiedervereint und staunt über ihre enormen Veränderungen. Bran hat er zuletzt in THE KINGSROAD als bewusstlosen und gebrochenen Jungen zurückgelassen. Mit Arya teilt er etwas später eine bewegende Szene in vertrauter Zweisamkeit in den Goodswood. Sie vergleichen Schwerter und tauschen kleine Späße aus, die der ernsten Killerin sogar ein selten gewordenes Lächeln abgewinnen. Auch Arya hat ihre wundervollen, kurzen Momente mit ihren ehemaligen Wegbegleitern Sandor Clegane und Gendry. You left me to die, knurrt der Hound. I robbed you first, kontert die Killerin. Sie haben nichts an ihrer Chemie verloren. Ihr Flirt mit Schmied Gendry ist so heiter und dominiert von ihrem mittlerweile astronomischen Selbstbewusstsein, dass man geradezu Angst um die Figuren bekommt. Fordere das Schicksal nicht heraus, junge Dame! Über dem Hof von Winterfell begegnet Sansa indes ihrem ersten Ehegatten Tyrion und muss beim Austausch über Cerseis Versprechen feststellen, dass sie sogar klüger geworden ist als er. Auch hat sie definitiv die geistreicheren Dialogzeilen bekommen. Tyrion erinnert sich an das letzte Mal, als sie sich sahen – Joffreys Hochzeit in THE LION AND THE ROSE. Miserable affair, kommentiert Tyrion. Had its moment, ergänzt Sansa. In ihren Mundwinkeln deutet sich dieses eiskalte Grinsen an, das bereits zum Ende von BATTLE OF THE BASTARDS für Schauder sorgte.

Der neue Vorspann und die reduzierten Handlungsorte beweisen, dass sich das Erzähluniversum von GAME OF THRONES weiter zusammenzieht, statt auszubreiten. Die Kunst einer Szene liegt in ihrer horizontalen Vielschichtigkeit. Jeder Ort ist mit gelebter Seriengeschichte gefüllt. Erzählungen stapeln sich, freudige Wiedersehen vermischen sich mit dem Entstehen neuer Konflikte. Ausgerechnet Arya verteidigt Sansa gegenüber Jon. Sie teilt die Sorgen ihrer Schwester und äußert ihr Bedenken gegenüber Dany. Jons Stark-Familie fordert seine unbedingte Treue, ebenso wie seine neue Freundin Dany. Mit dem Wissen um seine Doppelidentität als Stark und Targaryen ist die Zwickmühle perfekt. Elegant führt eins zum anderen. Ser Jorah sieht seinen Retter Sam wieder, den er seiner khaleesi vorstellt – Ohne zu wissen, dass Sam der Sohn von Lord Randyll Tarly und Bruder von Dickon Tarly ist, die von Dany so gnadenlos in EASTWATCH verbrannt wurden. Später konfrontiert ein bestürzter Sam seinen Freund Jon in den Katakomben von Winterfell. Endlich erfährt Jon die Wahrheit über seine Mutter und das Geheimnis seiner Identität: Er ist der eheliche Sohn von Rhaegar Targaryen und Lyanna Stark, sein echter Name lautet Aegon VI. Targaryen. Der Erbfolge nach hat er einen noch größeren Anspruch auf den Thron als Dany. Jon ist perplex, wehrt ab, will es nicht wahrhaben. Er hat kein Interesse am Eisernen Thron. Und das macht ihm zum besseren Herrscher. Noch geprägt von den Neuigkeiten über den grausigen Tod seiner Familie, äußert auch Sam seine Zweifel an Dany. Sie ist besessen, den Thron um jeden Preis zu besteigen. Jon hat seine Krone aufgegeben und sich Danys Willen gebeugt, um sein Volk zu beschützen. Hätte sie das gleiche getan, fragt Sam. TUSCH! Mit einem Mal erscheint der Konflikt mit den White Walkers so klein. Hier liegt da große Drama verborgen, im Dilemma zwischenmenschlicher Beziehungen und dem Konflikt unvereinbarer Interessen, Motivationen und Ziele. Jenseits der Eiszombies und Drachen, der Schlachten, spektakulären Tode und Sexszenen ist das der wahre Schauwert der Serie.
WINTERFELL endet mit dem Versprechen, dies nicht vergessen zu haben.In der letzten Szene sehen wir Jaime bei seiner geheimen Ankunft in Winterfell. Alles kommt zusammen. Die erste Person, der er begegnet, ist Bran. Er hat den alten Freund aus der Vergangenheit bereits erwartet. Jaime schaut dem Jungen ins Gesicht, den er zum Ende von WINTER IS COMING aus dem Fenster des obersten Turmes stieß. Acht Staffeln Handlung und Charakterentwicklung verdichten sich in Jaimes aufgewühltem Gesicht zu einem komplexen Ganzen. Ein Blick, der mehr sagt als tausend Stunden Dialog. In diesem Moment steckt so viel, dass man auf seltsame Weise aufatmen muss. Also ist die Welt von Westeros nicht einfach nur grausam, willkürlich und sinnlos. Sie hat auch eine Poesie. Im scheinbaren Chaos steckt so etwas wie eine Ordnung. All die langen und beschwerlichen Wege durch Leid, Schmerz und Verzweiflung, sie haben alle hier hingeführt, zurück, nach Hause. Unweigerlich lässt es an die große Frage der Serie denken: Wie soll das alles enden? Ramsay meldet sich zu Wort: If you think, this has a happy ending, you haven’t been paying attention (THE CLIMB). Red Wedding, Ygrittes Tod, Hardhome, Shireens Opfer, der Verrat der Night’s Watch, Hodors Schicksal, Cerseis Rache – jahrelang sollte er Recht behalten. Glückliche Momente wie das Wiedersehen in WINTERFELL oder Jons und Danys Drachenritt sind der Erfahrung nach dazu da, um die tragische Fallhöhe für kommende Katastrophen zu erhöhen und den Schmerz tiefer schneiden zu lassen. Was aber, wenn die Katastrophen dazu da sind, damit wir diese Lichtmomente noch intensiver als solche wahrnehmen und selbst das kleinste Lächeln zur Erlösung wird? Vielleicht hat der Schrecken nicht das letzte Wort. Mag der Schmerz auch keinen Sinn haben, er war nicht umsonst. Es ist der Minimaltrost einer Geschichte, dass alles auf etwas Bestimmtes hinausläuft. WINTERFELL gibt Zuversicht, nicht auf ein happy end, aber ein für die Figuren würdiges Ende. Die bittere Süße, die Buchautor George R.R. Martin für das Ende seiner Geschichte versprochen hat, langsam kann ich sie schon schmecken.
Nothing lasts.
Lord Varys
Andere Gedanken
- GAME OF THRONES Finale, here we go! Zum ersten Mal beginnt eine neue Staffel nicht mit einem cold open. Und dann die neue Karte mit lediglich drei Handlungsorten. Bevor ich die erste Einstellung von WINTERFELL sah, wusste ich bereits: THIS IS IT.
- Missandei und Grey Worm hatten die Folge leider nicht viel zutun, außer misstrauisch von gastfreundlichen Nordmenschen angestarrt zu werden.
- Erst Wildlinge, dann die Ritter aus der Vale, und dann DAS. Dothrakis, ehemalige Sklaven aus Essos, Drachen, Eunuchen und Zwerge! Tja, wenn sich da mal nicht eine kleine Bande patriotischer Nordleute gründet, die gegen die Überfremdung von Winterfell demonstrieren. Panogüw!
- Rekordverdächtig: Sansa, Arya, Bran, Jon, Dany, Tyrion, Jaime, Varys, Davos, Sam, Jorah, Sandor, Missandei, Grey Worm, Brienne, Gendry – 16 Hauptfiguren an einem Handlungsort (Winterfell), das sind zwei mehr als zur Serienpremiere WINTER IS COMING. Kein Wunder, dass Brienne die Folge über nichts zutun hatte… Wahrscheinlich geht ihr Tormund einfach nicht aus dem Kopf!
- Sansa, Jon, Dany und Tyrion sitzen am Tisch in der Halle von Winterfell. Was ein epischer Anblick war das denn bitte? Wow. Einfach… Wow. Ich wäre auch durcheinandergekommen, wen ich in welcher Rangfolge anzusprechen hätte. Mach dir keinen Kopf, kleiner Ned Umber.
- Ach, Ned. Kein guter Name für ein Kind in Westeros –Es hat doch schon bei Talisa und Robb nicht funktioniert!
- Winter has come for House Umber. Armer Junge. Hat er nicht verdient, von den White Walkers umgebracht, in ein grausiges Tableau á la Hannibal Lecter eingebaut und an die Wand genagelt zu werden, nur, um als Wiedergänger zurückzukehren und ein zweites Mal von Beric Dondarrion mit Thoros‘ Flammenschwert aufgespießt zu werden. Dafür war die Szene in Last Hearth sehr spannend. Ich will mehr von dem Abenteuer-Team sehen. Am besten als Spin-Off: Tormund, Beric and Edd – Wight Hunters.
- Die spiralförmige Anordnung der Leichenteile entspricht der Body Art der White Walkers, die wir bereits aus WALK OF PUNISHMENT kennen und auf die spirale Steinformation zurückgeht, in der der Night King von den Children of the Forest erschaffen wurde (THE DOOR).
- As you wish – Gendry und Arya, it’s on.
- War es wirklich klug von Cersei, Euron Greyjoy ins Bett zu lassen? Es ist der Beginn einer wunderbar selbstzerstörerischen, hasserfüllten Beziehung. Wie lange, bis es den beiden doch langweilig wird? Als Stiefvater ist Euron sicherlich nicht geeignet.
- Mit Harry Strickland, dem Captain der Golden Company, betritt ein neuer Spieler das Feld. Wird der Dario Naharis-Verschnitt es ebenfalls versuchen, seine Auftraggeberin und Königin zu verführen? Wird er uns in dem Zug vom furchtbaren Euron befreien? Immerhin hat Euron momentan nicht viel beizutragen – seine Aufträge sind erfüllt, er hat endlich seinen Traum vom Sex mit der Queen verwirklicht und Yara ist ihm entkommen.
- Ganz schön flink, diese Greyjoys. Theons Befreiungsaktion war kurz, aber nicht schmerzlos. Ich mochte den Moment, wenn Yara Theon erst eine verpasst, dann aber die Hand reicht. Was hält die Geschichte noch für die graufreudigen Geschwister parat? Werden sie noch einmal ihrem Onkel begegnen?
- That fuckin‘ family. Cersei beauftragt Bronn, Tyrion, vielleicht auch Jaime, mit Joffreys Armbrust umzubringen. Sie hatte schon immer einen poetischen Touch, was ihre Rache angeht. Wird Bronn den Auftrag ausführen? Noch wichtiger: Wird er endlich mal eine Burg bekommen? Jedenfalls hat ihn Qyburn vor dem Tod durch eine STD gerettet. Nice one!
- Weniger nice: Tyrions Eunuchenwitze. Wieso ist er bzw. sind die Autoren noch so besessen davon, wenn sie wirklich keiner lustig findet?
- Davos hat vorgeschlagen, zum ersten Mal in der Geschichte von Westeros ein Paar aus zwei gleichberechtigten Regenten über die Sieben Königreiche herrschen zulassen. Ist das der Beginn einer neuen Ära? Wird das Rad der Alleinherrschaft wirklich gebrochen? Way to go, Onion Knight, way to go!
- Tyrion, Davos und Varys bilden ein hervorragendes Team weißer, alter (I am not that old) Berater. Sollten sie wider Erwarten das Endgame überleben und sollte es dann noch ein Westeros zum Herrschen geben, MÜSSEN sie den Small Council stellen! Dann würden sie selbst Dany als Herrscherin hinkriegen!
- Everybody hates Dany. Ja, zurecht. Fire and Blood ist halt nicht die eleganteste Art und Weise. Bin sehr zufrieden mit den Starks und mit Sam. Ich traue der Drachenmutter auch nicht!
- You know nothing, Tyrion Lannister. Tyrion wirkt so verloren, ratlos und irgendwie arm an Witz in der Folge. Der Trend seit der sechsten Staffel setzt sich fort. Liegt es an der fehlenden Buchvorlage? Wissen die Autoren nicht so recht was mit ihm anzufangen? Ich meine, warum sollte er immer noch in Dany glauben? Warum sollte er Cersei glauben? Wo ist sein Scharfsinn geblieben, Tyrion?
- Drachen zähmen leicht gemacht – die Reitszene von Jon und Dany war für manche zu kitschig und erinnerte an HOW TO TRAIN YOUR DRAGON, AVATAR, oder jeden anderen Film mit dem „Das-romantische-Paar-kommt-sich-über-das-Fliegen-fantastischer-Reittiere-näher“-Tropus. Dennoch: Eigentlich müsste beiden auffallen, dass es wirklich etwas Besonderes ist, dass sich die Drachen von Jon reiten lassen. Nur Targaryens haben dies bisher geschafft. Liebe macht blind.
- Jon ist auf Rhaegal geritten, dem Drachen, der nach seinem Vater Rhaegar benannt wurde.
- Was hätte Dany gemacht, wenn Jon wirklich abgestürzt wäre? Wie hätte sie das den Starks erklärt? Sie war offensichtlich bereit, Jons Tod in Kauf zu nehmen. Jetzt mal ernsthaft, diese Frau ist eine Psychopathin.
- Cameos: Als äußerst kurzlebige Eurons Wache, die durch einen Pfeil ins Auge zusammenbricht, war Rob McElhenney aus IT’S ALWAYS SUNNY IN PHILADELPHIA zusammen, was die merkwürdige Verbindung beider Serien weiterhin zementiert (D&D hatten eine Folge der Sitcom von FX geschrieben und waren in einer Folge als Guest Stars zu sehen.) Die Wache, die mit Theons Axt im Gesicht zur Tür hereinfällt, war Dave Hill, der Autor der Folge.
- Sams Reaktion auf die Nachricht über den Tod seines Vaters, mit dem er ein kompliziertes Verhältnis hatte, und dann über den Tod seines Bruders, den er liebte, waren sehr gut gespielt von John Bradley. Wirklich eine sehr schwere Situation für ihn. Ob Dany jemals sein Vertrauen gewinnen kann?
- Bei all den Familienwiedersehen hat mir eine wesentliche Begegnung gefehlt, die uns HOFFENTLICH nicht vorenthalten wird – das Aufeinandertreffen von Lady Lyanna Mormont und Ser Jorah. Was für ein grandioses Duo die beiden abgeben würden… ICH WILL ES SEHEN!
- Ihr könnt mir nicht erzählen, dass Jaime auf seinem Weg nach Winterfell bisher von keiner Person wiedererkannt wurde.
- ENDGAME. 2019 gehen so manche großen Erzählungen der Popkultur der letzten Jahre zu Ende. GAME OF THRONES, THE AVENGERS, die neue STAR WARS-Reihe. Tatsächlich hat mich WINTERFELL aus irgendeinem Grund an den Anfang von INFINITY WAR erinnert… Beide haben einen ähnlichen Grad an schicksalshafter Unausweichlichkeit und unbarmherziger Finalität. Ich bin gespannt, wie sich alle drei entfalten. Nothing lasts… until the next reboot!
- Hodor.
- In eigener Sache: Aus technischen Gründen bleiben die Tore von NEGATIV geschlossen. Bis jetzt. So lange haben sich Cüppi und Felix damit einverstanden erklärt, dass ich hier bei uns auf Episode Heinz meine Recaps so lange veröffentliche. Also, wenn ihr schon einmal hier seid: Kennt ihr schon das filmische Werk von Schlagerstar Christian Anders? Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, wie der deutsche Jugendfilm der 1950er Jahre aussah? Wusstet ihr, dass Peter Maffay der Joker war – in einem knallharten Kiez Noir-Film? Dann stöbert doch mal in unserem Podcast…
Die aktuelle achte Staffel GAME OF THRONES ist in Deutschland exklusiv auf Sky zu sehen. Weitere Infos unter: www.sky.de.
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